ÖDG-Frühstück im Februar – „kriminell“

Bei noch kühler, leicht winterlicher Witterung trafen sich die Mitglieder der ÖDG am 18. 02. 2024 zu, Frühstück der Österreicher im Vereinsheim. Wieder wurde ein sehr reichhaltiges Frühstück von Brigitte Mannigel und ihren Helfern zubereitet:
o Warme Kasnudeln,
o Sacherwürstel im Gulaschsaft,
o Rührei und Käseplatte,
o Matjes und Liptauer,
o ein großer Obstteller mit Orangen, Weintrauben, Birnen und Bananen,
o Fruchtsaft und Marmorkuchen.
Besonders begehrt waren die gerade in der Küche gebackenen Böhmischen Krapfen mit herrlicher Marillenmarmelade, sowie gebackene Mäuse (nichts fleischiges, sondern Germteig mit Rosinen in Fett gebacken). Unser Gast war die Krimiautorin Eva Reichmann, 1962 in Salzburg geboren, die Matura erlangte sie an jenem Gymnasium, an dem auch der weltberühmte Dirigent Herbert von Karajan in den 20er-Jahren seine Reifeprüfung absolvierte.

Sie übersiedelte 1980 nach Bielefeld in Westfalen, wo sie noch heute ihren Wohnsitz hat, studierte Literaturwissenschaften. Ihr Spezialgebiet ist der einst (1801) in Wien geborene und sehr bekannte Schauspieler, Opernsänger und vor allem Dramatiker Johann Nepomuk Nestroy (gestorben 1862 in Graz), ein Schriftsteller von Zaubermärchen gemischt mit Satire. Sein bekanntestes Theaterstück ist „Lumpazivagabundus“. Frau Reichmann debütierte mit ihrem ersten Kriminalroman 2003. Basierend auf ihrem Vorbild Nestroy veröffentlichte sie insgesamt 7 Romane. In ihrem Geschichten ersetzen Nichtprofessionelle – sogenannte Privatiere, den sonst üblichen Kommissar, z. B. ermittelt in ihrem zweiten Roman ein Briefträger.

Ein anderes Beispiel ist der mit Verlassenschaftsauflösungen beschäftigte Sebastian O. Tandler, auch „Sebo“ genannt. Da die Salzburger keine Krimis mögen, die in ihrer Stadt spielen, verlegt die Autorin auf Anraten ihres Verlags die Handlungen z. B. nach Linz. In Linz existieren noch viele sog. Hitlerbauten. Die Romanfigur Tandler wohnt in solch einem Bau. Er hat sich ausgerechnet für die Entrümpelung eines Schlosses entschieden, warum immer Wohnungen, Keller, Böden? Die Autorin bedient sich des Dialogprinzips und liest in verteilten Rollen vor. Hervorzuheben sind dabei viele in
Österreich gebräuchliche Bezeichnungen, wie „Gesicht gebräunt von Tiroler Nussöl“, Kalbsbeuschel serviert mit Knödel, Marillenknödel, Milzstrudelsuppe, Apfelradler, zur Begrüßung „habe die Ehre“.
Ähnlich ironisch als satirisch wie ihr Vorbild Nestroy lässt sie eine Romanfigur in einem Restaurant sagen: „Essen Sie so viel, bis sie nicht mehr laufen können“. Im österreichischen Kolorit schlägt sich u.a. auch die Erwähnung von vielen habsburgischen Herrschernamen wieder, wie etwa „Otto“, „Rudolf“, „Leopold“, „Franz Joseph“ und „Zita“. Der Hörerkreis lachte nicht nur an bestimmten Stellen, sondern spendete auch viel Beifall. Der nächste Kriminalroman mit Aufklärer und großen Sammler Tandler ist im Entstehen und kennt demnach noch keine Aufklärung. Übrigens: privat begegnete die Autorin auch den „Innenarchitekten“ unseres Vereinsheims, Willi Suntinger, der nach seinem Aufenthalt hier in Berlin nach Bielefeld gegangen ist. Das von ihm bewirtschaftete Lokal bei Sennestadt war
Treffpunkt der Österreicher in der Umgebung. Und so hat die Autorin dort des Öfteren Schnitzel gegessen.

Ein amüsantes, interessantes Frühstück – vielen Dank an die Autorin!

Von Helmut Paulus