CSR, Katastrophenschutz & Innovationen

Feuer fängt mit Funken an – Nachbericht zur Buchpräsentation und zum Erfahrungsaustausch im Katastrophenschutz

Das Buch „CSR, Katastrophenschutz und Innovationen: Die Koevolution von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in der Europäischen Union“ (Verlag: Springer Gabler)

Das breite Band der Möglichkeiten, wenn Theorie und Praxis sich zusammen und einen gemeinsamen Ansatzpunkt finden, zog sich wie ein bunter Faden durch eine Veranstaltung an der Österreichischen Botschaft Berlin, der ich am 12. Mai 2022 auf Einladung von Herrn Josef Labschütz beiwohnen durfte. Seit 15 Jahren Mitwirkender und passionierter Networker im Bereich der öffentlichen Sicherheit hat er sich im Rahmen seines berufsbegleitenden MBA-Studiums an der Donau-Universität Krems eingehend mit den ökologischen, technologischen und ökonomischen Veränderungen unserer globalisierten Welt beschäftigt. Zusätzlich bereichert wurde seine Ideenfindung durch einen Aufenthalt im zukunftsorientierten Silicone Valley und an der Stanford University in den USA. Schließlich hat er seine zentralen Erkenntnisse, Impulse und Handlungsempfehlungen für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in einem aus seiner Masterarbeit entstandenen Buch mit dem Titel „CSR, Katastrophenschutz und Innovationen“ festgehalten und im Rahmen dieser Veranstaltung präsentiert.

Die Eröffnung des Abends erfolgte durch den Gesandten der Republik Österreich, Herrn Mag. Andreas Somogyi, der die zahlreich erschienenen Gäste sowie die Vortragenden mit einleitenden Worten empfing und schließlich die Moderation an Frau Hannah Haider übergab, die das Publikum gekonnt und charmant durch den Abend führte.

Als erstes durften wir uns mit Herrn Labschütz auf die Reise der Entstehungsgeschichte seiner Master Thesis bis zur Buchpublikation begeben. Dass der Autor für sein Thema im wahrsten Sinne des Wortes „brennt“, war bis in die hintersten Sitzreihen zu spüren, weshalb seine Begeisterung für mögliche Lösungsansätze durchaus ansteckend wirkte und sowohl die Brisanz als auch die Relevanz des Themas dem Publikum gut vermittelt wurden. Zur weiteren Verdeutlichung bediente sich Herr Labschütz ausgewählter Zitate des österreichischen Nationalökonomen und Politikers Joseph Alois Schumpeter, der bereits im 20. Jahrhundert die „Sprengkraft“ kreativer Unternehmen in der „Kraft der schöpferischen Zerstörung“ sah und dessen Worte bis heute die Ausgangsbasis für erfolgreiche Innovationen bilden.   

Mit dem Auftritt von Herrn Josef Huber, Bezirksfeuerwehr-Kommandant und Chef des niederösterreichischen Feuerwehr-Landesführungsstabes, erfolgte die Überleitung zur Praxis. Anhand von Erfahrungsberichten und teils dramatischen Bildern von Katastropheneinsätzen in Niederösterreich und Nordmazedonien wurde nicht nur die Notwendigkeit einer gut ausgebildeten und ausgestatteten Freiwilligen Feuerwehr, sondern vor allem die Dringlichkeit eines nachhaltigen, evolutionären Lösungsansatzes veranschaulicht. Wie können wir in einer Zukunft, die vom Klimawandel bestimmt sein wird, Naturkatastrophen mit effektiven und kollektiven Mitteln begegnen und entgegenwirken? Wenn jemand weiß, dass eine Antwort auf diese Frage höchste Priorität für alle Akteure innerhalb eines Sozialsystems haben sollte, dann Herr Josef Huber, der im Oktober 2021 die Einsatzleitung des größten Waldbrandes der österreichischen Geschichte in Hirschwang (NÖ) innehatte. 9.000 mutige Männer und Frauen hielten das Feuer 13 Tage lang in Schach und besiegten die Flammen schließlich ohne menschliche Verluste vermelden zu müssen. Stellt sich die Frage, wenn „Freiwillige“ für uns sprichwörtlich durchs Feuer gehen und dabei ihr Leben riskieren, sollte es nicht selbstverständlich sein, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die Sicherheit dieser Menschen sowie unseres wertvollen Lebensraumes zu gewährleisten? Soll die Asche der verbrannten Erde nur vor unserer eigenen Türe gekehrt oder das Problem als kollektive Herausforderung auf europäischer Ebene „ausgelöscht“ werden? Die Antwort darauf ist wohl bereits durch die zugegeben etwas provokative Fragestellung gegeben. Europa benötigt eine kollektive Lösung. Spätestens am Beispiel des Ausnahmezustandes in Nordmazedonien (August 2021) wird die Gefahr von buchstäblich aus dem letzten Jahrhundert stammenden Einsatzfahrzeugen und einer ungenügend vorbereiteten Einsatzmannschaft überdeutlich. Die damit verbundenen Herausforderungen wurden im Rahmen der an die Vorträge anschließenden Podiumsdiskussion konkretisiert. Neben Herrn Labschütz und Herrn Huber nahmen zwei weitere Akteure mit ausreichend Praxiserfahrung teil:

Herr Robert Zückmantel ist gelernter Rettungsingenieur (M.Sc.) und aktuell in der Gruppenleitung Notfallvorsorge und Katastrophenschutz der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung und Notfallvorsorge (Stadt Berlin) tätig. Dort obliegt ihm der Katastrophenschutz der Berliner Aufnahmekrankenhäuser / Notfallkrankenhäuser. In den vergangenen zwei Jahren bestimmte ausschließlich das Berliner Krisenmanagement gegen Covid-19 seinen Alltag. Krisenstabserfahrung konnte er außerdem vor allem beim Haiti-Erdbeben 2010 für das internationale Rote Kreuz und in der Flüchtlingskrise 2015 für das Innenministerium Sachsen sammeln.

Herr Gerald Czech, Leiter des Bereichs Strategie und Wissensmanagement beim OÖ Landes-Feuerwehrverband, dessen weitreichendes Netzwerk sich von einer eigenen Stabsstelle in OÖ auf Kompetenzzentren im europäischen Raum erstreckt, schaffte es, den Kreis zu schließen und die Verbindung zur Wissenschaft wieder herzustellen, indem er wichtige Einsichten zum Thema potenzieller Synergien zwischen Wissenschaft und Strategie lieferte.

Gesandter Mag. Somogyi, Herr Huber, Moderatorin Frau Haider, Herr Labschütz, Herr Czech, Herr Zückmantel (v.l.n.r.)

Ich denke, dass ich im Namen der kollektiven Mehrheit spreche, wenn ich sage, dass der Funke an diesem Abend aufs Publikum übergesprungen ist. Je mehr Menschen für das Thema brennen, umso mehr Aufmerksamkeit wird es auf sich ziehen und umso schneller werden Taten folgen. Denn wie wir alle wissen, Feuer fängt mit Funken an. (Kathrin Böhmüller)